Auf einmal war sie da. Amelie Müller. Ihr Name tauchte 2019 gleich zweimal in den Siegerlisten der Hessenmeisterschaft im Beachvolleyball auf. Wir stellen die Arolserin vor.
Bad Arolsen/Frankenberg – Bis dato prägten eher die „Mädels“ des TSV Frankenberg die heimischen Schlagzeilen. Dann aber auch das Volleyballtalent aus Bad Arolsen. Gleich zweimal wurde Amelie Müller 2019 Landesmeisterin; in der U 17 und eine Woche später auch in der U 18.
Ohne weiteres machbar, denn Amelie war damals erst 15. Sie konnte aber offenbar bereits aufnehmen mit den Älteren. Dass sie Talent hat, hatte auch Bärbel von Hagen längst erkannt. Bei der Trainerin des VfL Bad Arolsen schaute Amelie Müller zum Probetraining vorbei, nachdem sie mit ihrer Familie ein Jahr in den USA verbracht hatte – berufsbedingt väterlicherseits.
„Ich habe mit sechs Jahren begonnen, Handball zu spielen. Später, als ich aus Amerika zurückkam, habe ich etwas Neues ausprobiert“, blickt die heute 16-Jährige zurück. Warum nicht Volleyball? Auch die Mutter hatte früher mal gepritscht und gebaggert. Und es wurde auch der Lieblingssport der Tochter. Amelie entwickelte sich sehr gut, dank der bekannt guten Jugendarbeit im VfL, der seinen Nachwuchsteams auch schon auf Landesebene Erfahrungen ermöglicht. Seit 2016 gehört sie schon dem Hessenkader an – und ging auch deshalb einen Schritt, „der mir schwergefallen ist“: weg vom VfL. Amelie wechselte mit 14 zum SC Vellmar; dort wurde aber das Team mangels Masse aufgelöst.
Amelie Müller: 2019 Wechsel in die Frankenberger „Familie“
„Ich wollte aber weiter in einer möglichst hohen Klasse spielen, um das Niveau zu halten, das im Kader gefragt ist“, erklärt die Arolserin, die lange nach einem neuen Verein suchte. Seit der Saison 2019/20 schlägt sie nun für den TSV „Hessen“ Frankenberg auf. Und sie ist froh, dass die Eltern ihre talentierte Tochter zweimal pro Woche zum Training in den südlichen Kreisteil kutschieren. „Sie sind auch mit viel Herzblut dabei“, lobt Amelie die Familie.
Apropos: „Es ist ein Gefühl wie in einer großen Familie. Es macht total Spaß.“ Das antwortete Amelie auf die Frage, wie denn die Waldeckerin in Frankenberg aufgenommen wurde. Und auf Trainer Uwe Burkard („Ich komme super mit ihm klar“) hält sie große Stücke. Auch Burkard macht die Arbeit mit Amelie viel Spaß, wie er verrät. Auf und neben dem Platz sei die trainingsfleißige Arolserin eine Stütze der Landesligamannschaft.
All der Trainingsfleiß nutzt Amelie derzeit aber freilich wenig. Das Team hat sich lange nicht gesehen. Dabei hatte die (inzwischen abgebrochene und annullierte) Saison mit drei Siegen aus drei Spielen so gut angefangen. Doch seit dem Lockdown ist statt Tabellenführung verteidigen stupides Solo-Training angesagt. „Ich jogge viel und versuche, Kraft-Ausdauertraining zu machen“, sagt Amelie über ihren Corona-Alltag.
Zwar steht die Beachvolleyball-Saison bevor, vernünftiges Training im Freien ist aber noch nicht in Sicht. „Ich habe viel Zeit zum Lernen für die Schule“, sagt die 16-Jährige – und weiß nicht so recht, ob sie sich darüber nur freuen kann. „Denn eigentlich gibt’s für mich vor allem Volleyball und ganz viel mit Freunden unternehmen.“
Zu kurz kommen soll die Schule auf keinen Fall, das Abi an der Christian-Rauch-Schule geht vor. Zwar hat das Olympia-Gold des Beach-Duos Laura Ludwig/Kira Walkenhorst 2016 in Rio Amelie Müller begeistert. Bei allem Spaß am Volleyball weiß sie aber, wie hart eine Profikarriere in diesem Sport wäre. „Ja, ich will richtig gut Volleyball spielen. Aber es ist nicht mein direktes Ziel das hauptberuflich zu machen, da es finanziell keine Sicherheit gibt.“
Ziele für eine ungewisse Saison
„Sie gehört zu den besten Spielerinnen ihres Jahrgangs in Hessen“, sagt Trainer Uwe Burkard über Amelie Müller. Und die Kaderspielerin in der Halle hat das auch außerhalb der Halle bereits bewiesen. Seit 2019 hat sie die Liebe zum Beachvolleyball entdeckt. Und bei ihrer ersten Teilnahme an der Hessenmeisterschaft gleich in zwei Altersklassen auf Anhieb gewonnen. In vergangenen Sommer fügte Amelie ihrer Medaillensammlung noch Bronze bei den „Hessischen“ der U 18 hinzu.
Die schnellen Erfolge im Sand mögen an ihrer, wie Trainer Burkard sagt, „sehr guten technischen Ausbildung“ liegen. Aber sicher auch daran, dass die für harte Sprungaufschläge bekannte Bad Arolserin die Freiluftvariante ihres Sports noch mehr Spaß bereitet als die Indoor-Version. „Beach ist einfach noch mal anders. Du bist nur auf einen Spielpartner fokussiert, musst viel intensiver im Team zusammenarbeiten“, sagt Amelie. Na klar, praktische Gründe sprechen auch für Volleyball draußen: „Sonne, Sand, Musik – das macht super viel Spaß und ergibt eine klasse Atmosphäre.“
Was die Saison 2021 bringt, weiß auch Amelie Müller natürlich noch nicht. Sie stellt sich auf ein abgespecktes Turnierangebot ein. Mit wem sie in diesem Jahr ein Beach-Duo bildet, ist ebenfalls noch offen. Wo in der Halle der Kadertrainer helfen könnte, ist der Beachvolleyballer eher auf sich allein gestellt. So ist Amelie in der Vergangenheit auch immer wieder zum Probetraining nach Südhessen gefahren, um die richtige Spielpartnerin zu finden. „Es muss schließlich passen“, sagt die 16-Jährige, die statt Abwehr lieber auf der Blockposition spielt, „obwohl ich eigentlich zu klein bin“.
Ziele hat sie trotz ungewisser Saison: In der U 18 und der U 19 „will ich erneut bei der Hessenmeisterschaft spielen und hoffe auf eine Medaille. (schä)