Timmendorfer Strand (br)
Emotionale Momente auf dem Center-Court bei der Verabschiedung von Jonas Schröder, Favoritenstürze und Überraschungen von Newcomern prägten die Deutschen Beachvolleyball Meisterschaften in Timmendorfer Strand. So schieden die letztjährigen Deutschen Meister bei Frauen (Borger/Sude) und Männern (Poniewaz-Zwillinge) schon im Viertelfinale aus.
Die Frankenbergerin Sarah Schneider erwischte mit ihrer Partnerin Leonie Körtzinger einen gelungenen Start ins Turnier. Sicher im Sideout und präzise im Angriff sicherten sie sich den Sieg mit 21:15 und 21:17 gegen die beiden ehemaligen Partnerinnen von Sarah Christine Aulenbrock und Sandra Ferger (VfL Oythe).
Auch im Spiel gegen Olympiasiegerin Laura Ludwig mit Partnerin Margareta Kozuch spielte das Perspektivteam gut mit, ließ aber einige Chancen liegen, so dass man sich mit 16:21 und 18:21 geschlagen geben musste.
Im Viertelfinale setzte es dann das vorzeitige und überraschende Aus. Gegen die beiden Nachwuchsspielerinnen Svenja Müller/Sarah Schulz (DJK TuSA 06 Düsseldorf) fanden Körtzinger/Schneider nie ins Spiel und hatten bei einer hohen Eigenfehlerquote keine Chance. So musste man sich nach 11:21 und 12:21 früh aus dem Wettbewerb verabschieden. Eine herbe Enttäuschung für das Perspektivteam für Olympia 2024.
Das Finale gewannen Sandra Ittlinger und Chantal Laboreur (VCO Berlin/MTV Stuttgart) gegen Margareta Kozuch/Laura Ludwig (Hamburger SV) nach Rückstand mit 2:1 (19:21, 21:16, 15:9). Für Ittlinger ist es der erste DM-Titel, Laboureur durfte nach 2017 zum zweiten Mal in Timmendorfer Strand feiern. Bronze ging an Kim Behrens/Cinja Tillmann (Blaubären TSV Flacht/Team 48 Hildesheim), die im zweiten Jahr in Folge die Bronze-Medaille zum Saisonabschluss bei den Deutschen Meisterschaften holen.
Aufgrund des Hygienekonzepts durften nur 200 Zuschauer in der Ahmann-Hager Arena dabei sein. Die sahen nach der Führung von Kozuch/Ludwig eine taktische Umstellung, die die World Tour Siegerinnen von 2019 in die Knie zwang. Mit kurzen platzierten Aufschlägen brachten sie Olympiasiegerin Ludwig aus dem Konzept. Für Kozuch/Ludwig war es dagegen die zweite Finalniederlage in Folge, nachdem sie auch im letzten Jahr gegen Borger/Sude mit 1:2 den Kürzeren zogen.
Auch für den Frankenberger Paul Becker und Partner Jonas Schröder verlief der Auftakt nicht wie gewollt. Im ersten Spiel gegen die Sagstetter-Brüder Benedikt und Jonas (SC 53 Landshut) fanden Becker/Schröder nur schwer ins Spiel. Nach Satzausgleich waren es im Tie-Break einfach zu viele Eigenfehler, die die unnötige 10:15 Niederlage bescherten. Doch schon in der nächsten Begegnung hatten beide ihre anfängliche Nervosität auf ihrer Abschiedstour abgelegt und zogen mit einem klaren 2:0 gegen Lennart Kroha/Harry Schlegel (TSV Zirndorf/SV Schwaig) ins Achtelfinale ein.
Dort wartete das Team Bergmann/Betzien (Rattenfänger Beach-Team TC Hameln/VCO Berlin). Noch vor zwei Wochen war Phillip-Arne Bergmann als Ersatzpartner für den verletzten Jonas Schröder eingesprungen, jetzt stand er auf der anderen Seite des Netzes. Paul und Jonas spielten nun ihr gewohnt sicheres und technisch hochwertiges Spiel und gewannen sicher mit 21:17 und 21:16.
Im Viertelfinale wartete dann das Überraschungsteam Moritz Klein/Rudy Schneider (DJK TuSA 06 Düsseldorf). Vize-Europameister Schneider (2019 U20 mit Benedikt Sagstetter) hatte zusammen mit seinem Partner völlig überraschend im Auftaktmatch die Deutschen Meister Bennet und David Poniewaz mit 16:14 im Tie-Break bezwungen. Die beiden Abwehrspezialisten wussten also um die schwere Aufgabe. Im ersten Satz mussten Paul und Jonas um jeden Punkt kämpfen, behielten aber beim 21:19 die Nerven. Auch der zweite Satz war bis zum 9:9 hart umkämpft. Dann aber entwickelte sich Paul zum „Blockmonster“, machte fünf direkte Blockpunkte im Satz und sicherte so den Einzug ins Halbfinale mit 21:15.
Auf dem Center-Court fanden Becker/Schröder am Sonntag im ersten Halbfinalsatz gegen Nils Ehlers und Eric Stadie (Hamburger SV/Berliner VV) anfangs kein Mittel gegen den blockgewaltigen 2,11 Meter großen Ehlers. Im Angriff kamen sie kaum durch und Nils schlug bei einer Angriffshöhe von 3,47 Metern einfach über den Block von „Team Knirps“ drüber. Doch im zweiten Satz fanden sie mit dem nötigen Aufschlagdruck besser ins Spiel und kämpften bis in die Endphase ausgeglichen mit. Fünf Matchbälle konnten Paul und Jonas abwehren, bevor der verwandelte sechste die Entscheidung zum 23:25 brachte.
So musste man mit dem kleinen Finale Vorlieb nehmen, in dem Alexander Walkenhorst/Sven Winter (DJK TuSA 06 Düsseldorf) die Gegner waren. Trotz ausgeglichenem Spiel konnten Becker/Schröder den Vorjahreserfolg (DM-Bronze) nicht wiederholen und mussten sich nach 19:21 und 17:21 mit dem undankbaren vierten Platz begnügen.
Drei Jahre hatten Paul Becker/Jonas Schröder als „Team Knirps“ die deutsche Tour bereichert. Jetzt ist Schluss: Schröder, 29 Jahre alt, wird seine Stunden im Sand deutlich reduzieren, als Team trennen sie sich in jedem Fall. 2018 spielten Becker/Schröder ihre stärkste Saison, holten viermal die Goldmedaille und drei weitere Podestplätze auf der Techniker Beach Tour. 2019 folgte schließlich die Bronzemedaille bei der Beach-DM.
„Er hat die Tour bereichert, als begnadeter Volleyballer und als Mensch“, lobte Alexander Walkenhorst nach dem Ende des Bronze-Spiels Schröder. Paul Becker wurde emotional: „Wir sind in der Zeit beste Freunde geworden und haben viele Erfolge gefeiert. Gestern kam schon ein bisschen das Abschiedsgefühl auf, umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich heute noch zwei Spiele mit Jonas machen durfte.“
Jonas Schröder sagte: „Ich will aufgrund der Familie kürzertreten. Das heißt aber nicht, dass ich nie wieder im Sand stehe. Ich möchte mich für die Unterstützung bedanken und habe mich sehr gefreut, dass ich mit so einem Spiel auf dem Center Court in Zukunft kürzertreten kann.“
Ihrer Favoritenrolle gerecht geworden sind die Vize-Weltmeister Julius Thole/Clemens Wickler (ETV Hamburg). Sie haben bei den 29. Deutschen Beach-Volleyball Meisterschaften 2020 in Timmendorfer Strand den Titel geholt. Im Finale besiegten sie das Interims-Team Nils Ehlers/Eric Stadie mit 2:0 (21:12, 21:18). Für Wickler ist es nach 2015, 2017 und 2018 bereits die vierte Meisterschaft, Thole jubelt nach 2018 zum zweiten Mal über DM-Gold. Kein Satzverlust, nur im Halbfinale in einem Satz 19 Punkte zugelassen und auch im Finale dominant: Julius Thole/Clemens Wickler sind die verdienten Sieger der Beach-DM in Timmendorfer Strand und können sich zusätzlich über ein Preisgeld von 10.000 EUR freuen.
Für Nils Ehlers/Eric Stadie blieb schlussendlich eine sensationelle Silbermedaille, 5.000 EUR Preisgeld und der „Fastest Serve of the Final“. Den schnappte sich Ehlers mit einem Service von satten 100 KM/h. Eine Geschwindigkeit, die während der gesamten Saison in keinem Finale erreicht wurde.
Während in Deutschland eine von der Corona-Pandemie geprägte kurze und reduzierte Beach-Saison zu Ende geht, dürfen die Nationalteams in zwei Wochen noch einmal aufschlagen. Vom 16. bis 20. September geht es im lettischen Jurmala um die Europa-Meisterschaften. Dann ist auch Sarah Schneider wieder mit am Start.